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Kompetent im Job - und doch ausgebremst

Immer mehr Frauen – und auch Männer – setzen sich in Vereinen und mit Kampagnen für Gleichberechtigung und Gleichbezahlung ein. Zwei Wege, sich stark zu machen. 

Sie sind bestens ausgebildet, engagiert im Job und werden trotzdem mit weniger Gehalt abgespeist als ihre männlichen Kollegen. Auch in den Führungsetagen sucht man Journalistinnen oft vergebens. Um endlich mehr Frauen in die Chefsessel der Redaktionen zu bringen, hat sich 2012 der Verein ProQuote Medien gegründet. Aktuell unterstützen ihn rund 5000 Menschen, 200 Journalistinnen und Journalisten sind Mitglied. Das Ziel: 30 Prozent der Führungspositionen in den Medien sollen mit Frauen besetzt sein.

 

Diese Zahl klingt gering, wenn man bedenkt, dass über 40 Prozent der im Journalismus Tätigen weiblich ist – Tendenz steigend. Doch „auch 30 Prozent sind unglaublich schwer zu erreichen“, konstatiert Maren Weber, seit September Vorstandsvorsitzende von ProQuote Medien. Die Politikjournalistin kennt die Widerstände, die Frauen in ihrem beruflichen Alltag begleiten.

Auch 30 Prozent sind unglaublich schwer zu erreichen."

- Maren Weber

Vorstandsvorsitzende Pro Quote

Wir müssen über Geld sprechen

Henrike von Platen sieht ähnliche Probleme. Die selbstständige Unternehmensberaterin war von 2010 bis 2016 Vorsitzende der „Business and Professional Women Deutschland“. In dieser Funktion rief sie den Equal Pay Day, der symbolisch auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen soll, in Deutschland mit ins Leben. Um das Bewusstsein für ungerechte Bezahlung zu schärfen, müsse offen über Geld gesprochen werden. Wer wisse, was die Kollegen verdienen, könne die eigene Situation besser

- Henrike von Platen, Initiatorin des Equal Pay Day

Es sind nicht immer nur die äußeren Umstände schuld."

Oft lassen sich Journalistinnen bei Vorstellungsgesprächen zu schnell verunsichern. Obwohl sie sich ihrer Kompetenz bewusst sind, akzeptieren sie ein zu niedriges Gehalt. Gerade in der ersten Verhandlung sei das fatal, denn „dort werden die Weichen gestellt“, sagt Weber. Doch Frauen ließen sich nach wie vor zu oft auf Argumentationen wie „der Firma geht es gerade nicht so gut“ ein und zeigten unnötig viel Verständnis.

einschätzen. Bei fairer Bezahlung, würden Paare die Frage, wer für die Kinder zu Hause bleibt, gleichberechtigt entscheiden. Allerdings: „Es sind nicht immer nur die äußeren Umstände Schuld. Frauen stehen sich oft auch selbst im Weg“. So hätten viele Frauen Angst, der Mutterrolle nicht gerecht zu werden, oder wenig Selbstvertrauen in das eigene Können.

Das Ziel in weiter Ferne

Doch das eigentliche Problem sitzt oft am anderen Ende des Verhandlungstisches. Nach wie vor werfen Chefs Frauen vor, dass sie zu

schlecht verhandeln und Führungspositionen gar nicht erst anstreben. In den Augen von Maren Weber ein vorgeschobenes Argument. „Es geht, wenn man nur will“, hält sie fest.

 

Die „Bild“-Zeitung habe das gerade unter Beweis gestellt und in den vergangenen fünf Jahren ihren Frauenanteil in Führungspositionen verdoppelt. Deshalb gibt ProQuote Medien nicht auf, denn: „Medien können nur vielfältig sein, wenn sie vielfältig geführt werden.“

Ob sich Pro Quote Medien 2017 wie geplant nach fünf Jahren wieder abschafft, ist fraglich. Denn dann – so lautete einst das Ziel – sollten die 30 Prozent in Medienberufen voll erreicht sein. Doch das liegt momentan noch in weiter Ferne.

© Ulrich Schmidt

WARUM FRAUEN SELTEN CHEFIN SIND